Der Mond stand flach und die Zwölfe fand keinen Schlaf. Zunächst hatte sie sich von einer Seite auf die Andere gewälzt. . . . ja, ihre Wege mussten sich trennen. Sie hatte den Magier eingeladen, sein Leben mit ihr zu teilen. Ihn aus der Einsamkeit zu befreien. Doch er hatte schweigend abgelehnt. Vielleicht war er schon zu lange hier mit der Einsamkeit verbunden?
Aber sie
hatte doch bemerkt, dass er hier auch nicht immer glücklich war, hier in den
einsamen Wäldern. Wie konnte sie ihm helfen? Auch ein Magier, so stark und
voller Magie auch sein mochte, konnte auch mal eine haltende Hand gebrauchen.
Er war ein Wesen wie Jeder andere für sie, wenngleich seine besondere Art Liebe
zu geben ihr sehr imponierte. Es waren bestimmt nicht viele Wesen, deren er
dieses unsagbar wertvolle Geschenk jemals gemacht hatte. Sie konnte sich
glücklich schätzen, diese Liebe gespürt zu haben, dessen war sie sich sicher…
und er hatte es geschafft, ihr Herz zu erobern.
Doch er
hatte ihre große Liebe wohl nicht annehmen können, da half auch die hellste
Sonne, die in ihrem Herzen schien nicht, um die endgültige Dunkelheit, von der
er sein Herz und sein Seele hat einnehmen lassen, zu vertreiben. Diese hatte
ihn müde, kraftlos und einsam gemacht . . . und sein Herz blockiert.
. . .
deshalb hatte sie den Stern liegen lassen.
Doch wo
sollte sie nun hin mit ihrer unsagbar großen Liebe für ihn, die er nicht
wollte? Es schmerzte wie ein Messer , das er in ihr Herz gestoßen hatte und
eine tiefe blutende Wunde hinterließ.
Sie stand
kurzentschlossen auf, zog sich an und machte sich auf den Weg. Die Zwölfe
folgte ihrem Herzen.
Den Weg
kannte sie auswendig und ihre Füße trugen sie mit Leichtigkeit zu diesem Ort.
Der Ort der stets mit Magie gefüllt war und der Ort, wo sie sich wohlfühlte,
wenn sie nicht mehr wusste, wohin sie wirklich gehörte.
Zuvor hatte
ein heftiger Sturm sein Unwesen getrieben. Irgendein Gefühl in ihr trieb sie
dazu, durch den Wald zu laufen. Viele Bäume lagen quer und immer wieder musste
sie Geäst bei Seite schieben, um auf dem Weg bleiben zu können. Der Sturm von
letzter Nacht hatte eine heftige Verwüstung hinterlassen.
Plötzlich
versperrte ihr ein größeres Hindernis den Weg. Ein riesiger, scheinbar starker
Baum war wohl durch den Sturm entwurzelt worden und lag der Länge nach auf dem
Erdboden. Das weitverzweigte Wurzelwerk war aus seinen Fesseln gerissen und
ragte nun weit aus der Erde heraus. Der Anblick ließ die Zwölfe erschaudern und
ihr Herz klopfte heftig.
Als sie
weiter gehen wollte, bemerkte sie etwas Ungewöhnliches. Ein Stück Stoff, mag es
vielleicht auch Leder sein, lugte unter dem Blätterwerk des umgestürzten Baumes
hervor. Sie kam näher und sah nach, was es damit auf sich haben mochte.
Die Zwölfe
erschrak, denn sie erkannte den Mantel des Magiers und als sie immer mehr
Blattwerk bei Seite legte, fand sie ihn.
Dort lag er,
der Magier, erschlagen von einem riesigen Ungetüm von Baum.
Zärtlich
strich sie ihm über die Wange, während ihr Herz sich zusammenkrampfte und
Tränen ihren Blick verschleierten.
Langsam
öffnete der Magier die Augen. Er atmet schwer. Ein Lächeln erschien in seinem
Blick. Mit viel Mühe und kaum verständlich sprach er zu ihr: „Es tut gut, noch
einmal in Deine Augen schauen zu dürfen!
Ich habe auf Dich gewartet! Schön, dass Du gekommen bist.“ Dann verzog
er schmerzerfüllt das Gesicht.“Es tut mir Leid. . .!“
Sein Blick war traurig und ein Träne lief über seine linke Wange. Dann dauerte es nicht mehr
lange, bis er die Augen für immer schloss.
Zärtlich strich sie immer noch über sein
blasses Gesicht. Sie weinte, ihr Herz schien zu zerspringen und ihr war danach
zu schreien. Doch nichts würde sich ändern. Die Geschichte war geschrieben und
nun konnte niemand mehr den Magier zurück holen.
Sie legte ihre Hand auf seine Brust und die andere Hand auf ihr Herz. „Geh!“ , sagte sie
leise, „ Du bist frei! Mach Dich auf den Weg in die Anderswelt. Mögest Du dort
das leben können, was Dir hier verwehrt war.“
Sie
brachte ihn zu einer Lichtung, richtete ihm ein Lager aus Ästen, Reisig und Blattwerk
her und zündete es an. Nur langsam suchten sich die kleinen Flammen den Weg
durch das Geäst und erfassten nach und nach das gesamte Lager. Sie trommelte
und sang dazu! Auch tanzte sie, so wie sie immer für ihn getanzt hatte, voller
Liebe und Leidenschaft.
„. . . ich liebe Dich, auf eine ganz besondere Weise!“, rief sie immer
wieder zu den Sternen hinauf.
Dann
trommelte sie, damit sein Herz, gemeinsam mit seiner Seele frei werden konnte .
. . in einer für ihn besseren Welt.
Zu
jedem neuen Vollmond, kam sie zu diesem besonderen Ort zurück. Sie legte eine
Rose auf den Felsvorsprung, dort wo damals alles begann und sie am Ende seine
Asche in den Wind gestreut hatte. Er
flog wie Sternenstaub zum Himmel und verbreitete sich im ganzen Universum.
Damit die Magie dieses wunderbaren Menschen niemals versiegen werde.
Der Magier
war tot! Sie hatte ihn nicht retten können. Ihre tiefe Liebe hatte nicht ausgereicht.
Er war ein Mensch einer anderen Art, eigensinnig, stark und nicht einzufangen.
Weder Fesseln noch Liebe konnten ihn für ewig im Bann halten. Er musste frei
sein. Frei wie ein königlicher Falke, der seine Kreise über sein Reich zog und
dort landete, wo er es für richtig hielt.
Eine lange
Zeit hatte sie hier gesessen ohne zu bemerken, dass der neue Tag bereits
angebrochen war und die Sonne ihre wärmenden Strahlen über das ganze Land
ausgebreitet hatte.
Endlich richtete sie sich auf, sah in die Sonne und atmete tief durch. Dann
machte sie sich auf den Weg in ihr Leben. Stärker denn je und voller neuer
Energie. Doch mit einem Hauch von Traurigkeit im Herzen.
„Nun bist Du frei!“, sprach sie leise, „ . . .und ich bin es auch! Dabei lächelte
sie und hauchte einen Handkuss in den Wind.
*fineinhorn*