Es war, als
hätten wir uns in einer Bücherei getroffen und zufällig zur gleichen Zeit, das
selbe Buch gegriffen. Erst sahen wir uns überrascht an, doch dann mussten wir
lachen. Spontan entschieden wir uns dafür, es gemeinsam lesen zu wollen. Also
legten wir zusammen, kauften dieses in flexibler Heftform gebundene Buch und
setzten uns ans Meer.
Wir lasen
nun in diesem Buch, gemeinsam, Zeile für Zeile, Kapitel für Kapitel. Immer
abwechselnd, jeder ein Stück.
Es wurde
Nacht und es störte uns nicht. . . die Sonne ging auf, wir begrüßten sie und
lasen weiter.
So ging es
eine ganze Weile. Wir lebten, liebten und litten mit den Figuren in diesem Buch,
es war ein einzigartiges Erlebnis. . . erst sehr spät bemerkten wir, das es unsere
Geschichte war!
Die Sonne
ging wieder einmal unter und es wurde Nacht.
Es war die
Zeit gekommen, die letzten Seiten zu lesen und wir wunderten uns, dass diese
Seiten leer waren.
Doch dann
kam uns die Idee, wir könnten diese Seiten beschreiben und der Geschichte ein
Ende geben. Wir standen auf und gingen einige Meter am Strand entlang. Wir
gingen auf und ab, mehrere Male und machten uns viele Gedanken. Wir hatten
viele wunderbare Ideen.
Nun gelangen
wir an einen Steg, der weit hinaus ins Wasser führte. Irgendein Gefühl sagte
uns; „ Es ist soweit!“
Wir sahen
uns schweigend an, nahmen uns an die Hand und gingen diesen langen Steg
entlang, bis es nicht mehr weiter ging.
Es war
bereits tiefe Nacht geworden und der Mond stand in voller Pracht und leuchtend hell
am Himmel. Hand in Hand standen wir nun hier am Ende des Steges und hielten
unsere weinenden Herzen ganz nah beieinander.
Dann setzten
wir uns, ließen die Füße im kühlen Wasser baumeln und beobachteten, wie die
herankommenden Wellen vom Mondlicht beleuchtet voller Energie aufstoben und
dann im seichten Wasser wieder vergingen.
Plötzlich brachen
wir das Schweigen, fast gleichzeitig, als wäre es uns ein gemeinsames starkes
Bedürfnis gewesen und begannen zu reden! Endlich sprachen wir über uns. Über
deine Wünsche und meine Wünsche, über Perspektiven und über Möglichkeiten einer
gemeinsamen Zukunft, . . .doch es schien keine gleichen Richtungen zu geben.
Wir stellten fest, es war nicht mehr unsere Zeit; unsere Geschichte war gelesen
und gelebt. Ja, es war Zeit, das Schöne im Herzen mit nach Hause zu nehmen und
das Schlechte gewesen sein zu lassen. Wir wussten unsere Wege führten nicht in
dieselbe Richtung.
Dann war da
wieder dieses Schweigen und diese Stille. Fühlbar fast unerträglich! Plötzlich zaubertest Du eine leere Flasche aus
dem Rucksack, drehtest das kleine Buch zu einer Rolle und stecktest es in die
Flasche. Mit einem Stöpsel gut verschlossen flog die Flasche bald in hohem
Bogen weit ins Meer . . . Ich war wie erstarrt und konnte den Blick nicht von
der Flasche abwenden. Du beobachtetest mich eine Weile und gabst mir dann einen
zarten Kuss auf die rechte Wange. Leise flüstertest du mir ins Ohr: „Weißte
was? . . . Ich liebe Dich!“
Diese Worte
sagtest du zum ersten Mal und ich hatte sie mir immer schon von Dir zu hören
gewünscht. Denn auch mein Herz schlug lange schon so liebevoll für Dich. Bei
diesen Worten schlug es Purzelbäume und ich konnte die Tränen nicht aufhalten. Wir
sahen uns an! „Ich Dich auch, schon so lange!“ Dann fielen wir uns in die Arme
und weinten beide. Unsere Tränen vereinigten sich, fielen ins Wasser und
machten sich auf eine lange ungewisse Reise.
Dann machten
auch wir uns auf den Weg. Langsamen Schrittes gingen wird den Steg entlang
zurück. Dann verabschiedeten wir uns mit einer herzenswarmen Umarmung und einem
allerletzten Kuss. Dein Weg führte nach rechts und mein Weg nach links.
Es war nicht
mehr unsere Zeit!!!
yours *fineinhorn*